Was ist Wildnispädagogik?

Wildnispädagogik kann als eine ganzheitliche und erlebnisorientierte Form der Bildung betrachtet werden. Sie trägt dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung der Natur und für die Notwendigkeit von Umweltschutz zu schärfen.

Moderne Menschen in Städten fühlen sich oft von der Natur entwurzelt. Durch wildnispädagogische Methoden kann eine neue Verbindung zwischen Mensch und Natur stattfinden.

Ein wichtiger Punkt bei der Umsetzung ist die Selbsterfahrung. Deshalb lehren Wildnispädagogen nicht wie gewöhnliche Lehrer, sondern versuchen die Schüler durch Fragen selbst auf den Lösungsweg zu bringen.

Wildnispädagogen verstehen sich oft als Begleiter oder Begleiterinnen, die Lernprozesse anstoßen und unterstützen, aber den Teilnehmenden viel Freiraum lassen, um eigene Erfahrungen zu machen.

Der pädagogische Ansatz für die Erziehung hin zu mehr Naturverbundenheit zielt auf Kinderbildung, Jugendbildung und Erwachsenenbildung ab.

Das Bildungskonzept der Wildnispädagogik ist relativ modern, stützt sich jedoch auf naturverbundene Lebensweisen indigener Völker. Diese organisierten ihr Leben als Gemeinschaft.

Auch in der wildnispädagogischen Ausbildung spielt die Gemeinschaft eine wichtige Rolle.

In der Wildnispädagogik bezieht sich der Begriff der „Wildnis“ weniger auf „wilde Naturlandschaften“ sondern eher auf die Möglichkeit, wieder mehr „Wildnis in unser Leben zu lassen“.

Generell wird als Wildnis vom Menschen unberührte Natur bezeichnet. Eine Natur also, die sich völlig ohne den Eingriff des Menschen entwickeln kann.

In der Wildnis ausgesetzt, müssen sich Menschen anpassen und sich auch mit den dort lauernden Gefahren auseinandersetzen wie wilde Tiere oder ein unberechenbares Klima.

Nahrung, Trinkwasser und Kleidung müssen in einer wilden Natur selbst beschafft werden, um überleben zu können.

In Europa und vielen anderen Teilen der Erde ist eine solche Wildnis laut Definition nicht oder kaum mehr vorzufinden. Wälder sind kultiviert und wenn wilde Landschaften vorhanden sind, handelt es sich meist um Naturschutzgebiete.

Das Konzept der Wildnispädagogik zielt also nicht darauf ab, besonders wilde Landschaften aufzusuchen, sondern wieder mehr Wildnis und Naturverständnis in unseren Alltag zu bringen.

Selbst der Grünstreifen an der Fernverkehrsstraße kann für einen Stadtmenschen als kleines Wildnisgebiet gelten.

Mit einem durch Wildnispädagogik geschärften Verständnis für Natur und ihren Schutz kann der Grünstreifen an der Autobahn der Anfang sein, um sich für weitere Grünflächen einzusetzen.

Der heutige in Deutschland gängige Begriff der Wildnispädagogik ist noch recht jung. Er wurde abgeleitet von den Naturlehrmethoden der amerikanischen Tracker School, die 1978 von Tom Brown Jr. gegründet wurde.

Gründer Tom Brown Jr. wiederum hatte sein Wissen von seinem Großvater Stalking Wolf, ein Apache, Shamane und Scout. Von Stalking Wolf stammt auch die Lehrmethode des „Coyote Teaching“.

Nach Deutschland schwappte die Idee des Wildnistrainings vor allem durch Jon Young.

Dieser wurde mit 10 Jahren zum Schüler von Tom Brown Jr. und unterrichtete auch deutsche Wildnisbegeisterte, die dann das Wissen zum Coyote Teaching Anfang der 2000er Jahre aus der Tracker School nach Deutschland importierten.

Bei Wildnisschulen handelt es sich um freie Schulen.

Ausbilder und Ausbilderinnen in Wildnisschulen müssen nicht zwangsläufig Titel in Wildnispädagogik vorweisen. Sie können jedoch optional Zertifikate und Teilnahmebescheinigungen aus der Teilnahme an Wildniskursen, Bushcraftkursen oder Survivalkursen erlangen.

Für Wildnisschulen existieren keine einheitlich anerkannten und geregelten Ausbildungen. Jedoch sind Ausbildungsinhalte in den meisten Wildnisschulen ähnlich aufgebaut.

Über das Wildnisscout-Programm des SRSC triffst du auf andere Wildnispädagogen und lernst mit uns gemeinsam, praktische Fähigkeiten und Techniken in der Natur anzuwenden.

Themen zu Wildnistraining werden online über Videos, PDFs und Wochenaufgaben zuerst theoretisch behandelt und dann in der Praxis ausgetestet.

Über den Mitgliederaustausch in der Onlinegruppe kannst du dein Wissen weiter vertiefen.

Das SRSC war im deutschsprachigen Raum schon 2019 das erste Online-Programm zu Survival, Bushcraft und Techniken aus dem Wildnistraining. Seitdem wird das Online-Programm auch von Wildnispädagogen und anderen Berufsgruppen genutzt, um Naturkenntnisse kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu vertiefen.

Momentan gibt es von offizieller Seite keine offizielle Anerkennung zum Wildnispädagogen.

Über Wildnisschulen, wildnispädagogische Onlinekurse und dort lehrende Wildnismentoren und Wildnismentorinnen kannst du jedoch ein Zertifikat erlangen, welches bestätigt, dass du an einer wildnispädagogischen Ausbildung teilgenommen hast.

Wildnispädagogik ist ein umfangreiches Themengebiet. Um schnelle Lernfortschritte zu machen, ist deine Eigeninitiative gefragt und gefordert.

Neben der Teilnahme an einem Kursprogramm (offline oder online), musst du viele eigene Erfahrungen draußen in der Natur sammeln. Außerdem empfiehlt sich die Lektüre weiterführender Inhalte rund ums Naturmentoring.

Erlangte Fähigkeiten in Wildnispädagogik kannst du in deinem Beruf als Lehrer, Lehrerin, Pädagoge, Pädagogin einbringen. Außerdem kannst du dich als Wildnispädagoge selbständig machen, um eigene Weiterbildungen zu geben.

Gehälter von Wildnispädagogen können sehr unterschiedlich ausfallen. In Österreich und der Schweiz sind die Gehälter meist höher als in Deutschland. Außerdem kommt es darauf an, ob du die Wildnispädagogik als Angestellter, Angestellte in einem Job ausführst oder als Selbständiger, Selbständige.

Empfehlenswert ist die Lektüre des „Coyote-Guide Buch 1“ und des „Coyote-Guide Buch 2“. Hierin werden Grundlagen und praktische Umsetzung der Wildnispädagogik beschrieben. Autoren sind Jon Young, Evan McGown und Ellen Haas.

Beherrschst du die englische Sprache, kannst du das Buch „Coyote’s Guide to Connecting with Nature“ auch in englischer Sprache lesen.