Wie funktioniert Coyote Teaching / Mentoring? (PDF / Ausbildung)

Coyote Teaching oder Coyote Mentoring ist die meist verbreitete Lehrmethode und Lernmethode in der Wildnispädagogik.

Im Vergleich zu klassischen Lehrmethoden treten Ausbilder nicht als Lehrer sondern als Mentoren auf. Sie begleiten die Schüler und unterstützen sie dabei, durch eigene Erfahrungen zu lernen, aber sie „belehren“ sie nicht.

Unsere Vorfahren schickten ihre Kinder zum Lernen nicht in Institutionen. Sie gingen nicht zur Schule, sondern absolvierten eine „unsichtbare Schule“. Die Schule war um sie herum und sowieso immer präsent.

Mentoren waren die Verwandten und gelernt wurde durch Geschichten und Spielen.

Woher stammt das Coyote Teaching?

Das Coyote Teaching oder Coyote Mentoring folgt einer Lehrmethode, die vom Apachen Stalking Wolf übermittelt ist.

Stalking Wolf wurde 1890 geboren, erhielt sein Wissen noch auf natürliche Art über seinen Stamm und war Scout und Schamane.

Er unterrichtete seinen Enkel Tom Brown Jr. in der Methode des Coyote Teaching, der es dann in seiner 1978 gegründeten Wildnisschule Tracker School erstmals anwendete.

Was ist die Methode des Coyote Mentoring?

Coyote-Mentoring ist eine Lernmethode, die über Tausende von Jahren verfeinert wurde und auf der Vermittlung des Need-to-know-Prinzips basiert.

Im Prinzip handelt es sich um eine Methode des Lehrens und Lernens, die bei nativen Völkern auch heute noch angewendet wird und natürlich über Generationen gewachsen ist.

Obwohl Lernen nicht institutionalisiert war, waren die Lehr- und Lernmethoden nativer Völker sehr erfolgreich, denn nur so war ihr Überleben gesichert.

Zu den Lernstrategien im Coyote Teaching gehören:

  • Fragen stellen.
  • Geschichten erzählen (Storytelling).
  • Sich in die Natur einfühlen, um Prozesse zu beobachten und zu verstehen.
  • Der eigenen Natur wieder näher kommen.
  • Mapping.
  • Selbständige Entwicklung neuer und ungewohnter Lösungsstrategien.
  • Erlernen und Üben von Überlebenstechniken.

Coyote Mentoring folgt keinem starren Muster und lebt durch Fragen

Coyote Mentoring arbeitet auf mehreren Ebenen. Bei der Umsetzung der Methode in der Natur kann somit ein tieferes Naturverständnis erreicht werden.

Schüler werden nicht „gelehrt“, sondern vom Wildnismentor „begleitet“. Bei Kindern und Erwachsenen wird durch die Methode des Coyote Mentoring die Neugier geweckt und die Selbständigkeit gefördert.

Coyote Mentoren folgen keinem starren Leitmuster, sondern durchbrechen immer wieder Gewohnheiten, um neue Wege zu suchen.

Auf diese Weise bleiben die Lernenden neugierig und begeistert bei der Sache. Idealerweise mutet das Lernen nicht an wie Lernen sondern erfolgt spielerisch.

In der Wildnispädagogik nach dem Coyote Prinzip lernen die Schüler, ohne zu merken, dass sie unterrichtet werden.

Das Coyote Mentoring erklärt von Mentor Tom Brown Jr.

Mit leichten Anpassungen wurden die folgenden Aussagen von Tom Brown Jr. übersetzt ins Deutsche:

Großvater beantwortete keine unserer Fragen so, wie die meisten Menschen eine Frage beantworten würden. Er zeigte uns entweder die Richtung der Antwort oder stellte uns eine Reihe von Fragen, die alle darauf abzielten, uns zum Nachdenken anzuregen.

Ein Kojotelehrer macht jede Lernerfahrung spannend. Stalking Wolf plante jede Lektion wie ein Schachspiel oder ein Puzzle, bei dem eine Lernerfahrung zur nächsten führte. Aber er hat uns nie eine Lehre aufgezwungen.

Mein Mentor Stalking Wolf hat die Situation stets so manövriert, dass wir durch selbst gemachte Erfahrungen lernen mussten.

„Wie bauen wir einen Unterstand?“, fragten wir. Er antwortete: „Frag die Eichhörnchen.“

Wir fragten: „Wie funktioniert ein Bogenbohrfeuer?“ und er antwortete: „Reib deine Hände zusammen.“

Oder wir fragten „Wie können wir Füchse besser aufspüren?“ und er antwortete „Mäuse aufspüren.“

Er machte jeden Unterricht besonders und aufregend. Dinge die wir lernten, lernten wir tiefer als nur an der Oberfläche. Die gelernten Lektionen erreichten alle Bereiche unseres Lebens.

(Mit „Großvater“ ist Tom Browns Großvater Apache „Stalking Wolf“ gemeint.)

So funktioniert die Lehrmethode des Coyote Teaching, de mentor fragt den Schüler
Folge dem Weg des Coyoten und frage den Fuchs: Bei der Lehrmethode des Coyote Teaching werden Schülern vom Mentor Fragen gestellt, wodurch sie durch Erfahrungen selbst die Lösungen aufspüren.

Coyote Teaching auf 3 Ebenen / Levels (nach Jon Young)

Level 1: Fragen, die Vertrauen aufbauen zwischen Schüler und Mentor

  • Bis zu 70 % der Zeit wird in dieser Zone verbracht, um Vertrauen zwischen Mentor und Schüler aufzubauen.
  • Stelle Fragen, in denen sich der Schüler sicher und wohl fühlt.
  • Wähle Fragen, die in deiner und in der Komfortzone des Gegenübers liegen.

Level 2: Fragen, die Schüler an ihre Grenzen führen

  • Verbringe etwa 25 % der Zeit in dieser Zone, um das Wissen des Gegenübers zu würdigen.
  • Erfühle den Wissensrand deines Gegenübers durch Fragen, die der Grenze der Komfortzone näher kommen.
  • Bringe den Lernenden langsam in unbekanntes Gelände.
  • Auf Level 2 geht es nicht um „Abfragen“ deines Gegenübers, sondern darum, seine (ihre) Aufmerksamkeit zu gewinnen.
  • Bei diesem Level kommen bereits theoretische Übungen (Bücher, PDFs) und praktische Übungen (Experimente) zum Einsatz.

Level 3: Fragen, die Grenzen überschreiten

  • Level 3 dient dazu, die Neugier von Mentor und Schüler aufrechtzuerhalten und weiter anzustacheln.
  • Hilf deinem Gegenüber durch Fragestellen über sein gewohntes Wissensgebiet hinaus.
  • Frage nach Dingen, die dein Gegenüber nicht weiß und nicht wissen kann.
  • Stelle auch Fragen, auf die du selbst keine Antwort weißt.
  • Durch diese Übung holt sich der Mentor ins Bewusstsein, dass auch er nicht alles wissen kann.
  • Es wird Platz geschaffen und gelassen für unbeantwortete Fragen.
  • Level 3 nimmt den kleinsten Platz der 3 Lernebenen ein und ihr haltet euch nur kurz hier auf.

Die 3 Coyote Teaching Ebenen als PDF: Ausdrucken und mitnehmen

Coyote Teaching nach Levels am Beispiel eines Kaninchenbaus

Anwendung des Coyote Teaching nach 3 Levels in der Praxis
Wende das Coyote Mentoring in der Praxis an. Nutze hierfür Begebenheiten, Dinge, Pflanzen, Tiere, die du in der Natur entdeckst.

Im besten Fall findet dein Gegenüber selbst zu den Fragen und du musst sie nicht stellen. Falls Schüler nicht von alleine auf Frageideen kommen, lasse dich von den folgenden Beispielfragen inspirieren. Bei den Fragestellungen sollen alle Sinne deines Gegenübers angesprochen werden (Sehen, Fühlen, Riechen oder auch Schmecken).

Level 1: Fragen, die Vertrauen aufbauen zwischen Schüler und Mentor

  • Entdeckst du etwas ungewöhnliches am Boden?
  • Hast du schon einmal so etwas ähnliches vorher gesehen?
  • Fühle mit der Hand am Loch und am Boden.
  • Ist ein besonderer Geruch am Ort wahrnehmbar.
  • Welche besonderen Geländemerkmale kannst du in der Umgebung entdecken?
  • Könnte das Loch menschengemacht oder von einem Tier sein?
  • Erkennst du die Spuren neben dem Loch?
  • Wenn es von einem Tier sein könnte: Ob hier noch ein Tier wohnt?

Level 2: Fragen, die Schüler an ihre Grenzen führen

  • Welches Tier denkst du, lebt in diesem Bau?
  • Kannst du die Tierspuren einordnen?
  • Erfühlst du die Tierspuren?
  • Wie tief sind die Tierspuren?
  • Könnten die Tierspuren von einem Kaninchen stammen?
  • Denkst du, dass die Tierspuren eher frisch oder schon älter sind?
  • In welchem Moment könntest du das Tier hier antreffen (Tageszeit, Nachtzeit)?

Level 3: Fragen, die Grenzen überschreiten

  • Können den Kaninchenbau neben Kaninchen auch andere Tiere als Behausung nutzen?
  • Wieviel wiegt ein Kaninchen, das in diesen Kaninchenbau passt?
  • Welche Fressvorräte hat das Kaninchen im Bau?
  • Wie tief kann der Kaninchenbau sein und ist er mit anderen Kaninchenbauten verbunden?

Coyote’s Guide und Coyote-Guide Buch 1 und 2

Originalfassung Coyote’s Guide to Connecting with Nature

Zu größerer Bekanntheit gelangte das Coyote Teaching durch das von den Autoren und Autorinnen Jon Young, Evan McGown und Ellen Haas veröffentlichte Buch „Coyote’s Guide to Connecting with Nature“.

Das Buch wurde 2010 erstmals in den USA veröffentlicht.

Der Autor Jon Young war Schüler bei Tom Brown Jr. und schrieb gemeinsam mit den beiden anderen Autoren und Autorinnen im „Coyote’s Guide to Connecting with Nature“ all sein Wissen und seine Erfahrungen zum Coyote Teaching nieder.

Letzte Aktualisierung am 10.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Coyote-Guide Buch 1 und Coyote-Guide-Buch 2

Für Deutschland erschienen im Jahr 2017 zwei Übersetzungen zum Gesamtinhalt des Originalbuchs. Diese sind nach „Coyote-Guide Buch 1“ und „Coyote-Guide-Buch 2“ benannt.

Im Coyote-Guide Buch 1 geht es vor allem um die Grundlagen der Wildnispädagogik. Hier findest du ausführliche Erläuterungen zur Entstehung und zur Methode des Coyote Teaching.

Lesetipp: Was ist Wildnispädagogik?

Der Coyote-Guide Buch 2 ist vor allem für Wildnispädagogen, Wildnismentoren und andere Menschen pädagogischer Berufe geschrieben. Hier werden genaue Übungen gezeigt, wie das Coyote Teaching in der Praxis umgesetzt werden kann.

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Wie kann ich eine Coyote Teaching Ausbildung machen?

Das Coyote Teaching gehört bei vielen Wildnisschulen zur Lehrmethode. Du kannst es dir aber auch über Bücher im Selbststudium aneignen. So z.Bsp., um es als Erziehungsmethode mit deinen eigenen Kindern umzusetzen.

Eine besonders einfache und günstige Alternative, um das Coyote Teaching zu verinnerlichen, ist die Umsetzung über eine Wildnispädagogik-Online-Ausbildung.

Wildnisscout für Wildnispädagogen und solche, die es werden möchten

Über das Onlineprogramm Wildnisscout lernst du, dich in der Natur zu Hause zu fühlen. Am Ende wirst du selbst zum Wildnisscout.

FAQs im Schnellüberblick

Seit wann gibt es das Coyote Teaching?

Erstmalige Erwähnung fand die Methode durch den 1890 geborenen Apachen Stalking Wolf. Dieser war Mentor von Tom Brown Jr., dem späteren Gründer der ersten Wildnispädagogik-Schule „Tracker School“.

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Methode des Coyote Teaching bereits seit Jahrtausenden bei nativen Völkern angewendet wird.

Für wen eignet sich das Coyote Teaching?

Pädagogen und Lehrer nutzen das Coyote Teaching in Form von Weiterbildung in Wildnispädagogik.

Auch für Eltern ist das Coyote Teaching geeignet, die hierdurch den eigenen Kindern den Weg zu mehr Naturverbundenheit öffnen können.

Wie kann ich zum Coyote Mentor werden?

Um selbst Wissen als Naturmentor nach dem Coyote Prinzip weitergeben zu können, empfiehlt sich die tiefergreifende Beschäftigung mit den Thematiken der Wildnispädagogik.

Das kann über Bücher und Selbststudium in Verbindung mit praktischer Umsetzung in der Natur geschehen. Ein grundlegenderes Verständnis zum Coyote Mentoring kann erlangt werden, indem an einem Wildnistraining oder an einem Onlinekurs nach dem Prinzip des Coyote Teaching teilgenommen wird.

Was hat ein Kojote mit dem Coyote Teaching zu tun

Kojoten laufen sehr aufmerksam durch ihre Umgebung. Sie müssen schlau sein, um in der Wildnis überleben zu können.

Beim Coyote Mentoring schauen wir uns die aufmerksame und schlaue Art des Kojoten ab.

Bildnachweis:

  • Artikelbild von von Bruce Tunget auf Pixabay

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