Ölauszüge selber machen: Schnell, heilend & effektiv!

Ölauszüge, Mazerat selber machen

Bei Ölauszügen wird zwischen Kaltauszügen (Mazerat) und Warmauszügen unterschieden. Lerne, welche Vorteile und Nachteile beide Verfahren haben. Und wie du sie schnell, sicher und effektiv anwenden kannst.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Was ist ein Ölauszug?
  2. Was bedeuten Mazerat und Mazerieren?
  3. Anwendungsbereiche für Ölauszüge?
  4. So funktioniert der Kaltauszug (Mazerat)
  5. So funktioniert der Warmauszug
  6. Alternativen zu Ölauszügen
  7. Welche Pflanzen eignen sich für Ölauszüge?
  8. Zusammenfassung

Was ist ein Ölauszug?

Durch einen Ölauszug werden ätherische Öle und andere heilende Inhaltsstoffe aus Pflanzen extrahiert. Sinn dieser Technik ist, die pflanzlichen Heilstoffe im Öl zu binden und zu isolieren.

Ölauszüge können theoretisch nicht nur durch pflanzliche Öle durchgeführt werden. Ist kein pflanzliches Öl vorhanden, können auch tierische Öle bzw. ausgelassene tierische Fette für Ölauszüge verwendet werden.

Pflanzliche Inhaltsstoffe haben die Angewohnheit, sich in Ölen und Fetten zu lösen. Auch sind sie im Öl geschützt, isoliert und länger haltbar. Besonders ätherische Öle verfliegen sehr schnell im Kontakt mit Sauerstoff. Im Ölauszug hingegen können sie nicht verfliegen und behalten ihre Wirkung über einen langen Zeitraum.

Was Ölauszüge so effektiv macht, ist der Umstand, dass viele pflanzliche Inhaltsstoffe fettlöslich sind. Bestes Beispiel hierfür ist das Beta Carotin, welches sich nur durch die zusätzliche Einnahme von Fett im Körper auflösen kann. Trinkst du also Möhrensaft, um eine gesundere Hautfarbe zu bekommen, dann vergiss nicht, immer auch einen Tropfen Öl dazu zu nehmen.

Dass sich pflanzliche Inhaltsstoffe gut in Ölen und Fetten lösen, kannst du auch daran erkennen, dass Öle und Fette meist die Farben der Pflanzen annehmen, mit denen sie in Verbindung kamen.

Einige Beispiele aus der Praxis:

  • Olivenöl: Grün
  • Ringelblumenöl: Gelb bis orange
  • Möhrenbutter: Orange
  • Löwenzahnöl: Gelb

Muss schnell ein Ölauszug aus einer Heilpflanze hergestellt werden, kann jede fetthaltige Flüssigkeit Verwendung finden. Notfalls lässt sich auch mit fetthaltiger Milch ein Ölauszug machen.

Was bedeuten Mazerat und Mazerieren?

Ein Mazerat in Bezug auf Ölauszüge ist ein Ölauszug, der mit kaltem Öl durchgeführt wird. Das heißt, dass verwendetes Öl vor dem Extrahieren der pflanzlichen Inhaltsstoffe durch das Öl nicht erhitzt wird.

Auch mit kaltem Wasser kann mazeriert werden. Bei diesem Verfahren der Mazeration wird von Kaltwasserauszug, Kaltauszug oder Kaltansatz gesprochen.

Die Mehrzahl von Mazerat ist Mazerate. Das Verb, welches den Vorgang beschreibt, ist mazerieren.

Im Gegensatz zum schnelleren Warmauszug, bei dem Öl zum Zweck eines Ölauszuges erhitzt wird, ist das Mazerieren mit kaltem Öl eine langwierigere Angelegenheit.

Durch die längere und vor allem schonendere Methode des Mazerierens können dafür sehr hochwertige Ölauszüge gewonnen werden.

Anwendungsbereiche für Ölauszüge

Die Anwendungsbereiche von Ölauszügen sind vielfältig. Du findest sie alltäglich im Umgang mit Lebensmitteln, Genussmitteln und Kosmetikartikeln.

Verwendet werden können Ölauszüge für:

  • Heilöle
  • Duftöle
  • Badeöle
  • Gewürzöle
  • Massageöle
  • Herstellung von Cremes und Salben

Ein Beispiel aus der Praxis für die vielfältigen Anwendungsbereiche von Ölauszügen ist das Mazerieren von Ringelblumenöl für die Herstellung von Ringelblumensalbe.

Anwendung von Ölauszügen und Mazerate ist die Weiterverarbeitung zu Salben und Cremes
Ölauszüge sind Ausgangsstoff für die Herstellung von Natursalben.

So funktioniert der Kaltauszug (Mazerat)

Dauer der Herstellung: Ca. zwei Wochen

VorteileNachteile
Schonendes VerfahrenDauert länger
Alle Heilwirkungen der Inhaltsstoffe werden beibehalten
Keine zusätzliche Energie für das Erhitzen notwendig

Kaltauszug: Das brauchst du

  • Pflanzenblüten oder andere Pflanzenbestandteile, aus denen der Kaltauszug gewonnen werden soll
  • Nicht raffiniertes (kaltgepresstes / natives) Pflanzenöl wie z.B. Olivenöl (AMZ-Link)
  • Sterilisiertes großes Glas oder großer Behälter, wo das Mazerat gewonnen wird
  • Sterilisierter Topf (ausgekocht) zum Abseihen
  • Sauberes Leinentuch zum Abseihen des Kaltauszugs
  • Sterilisierte kleine Gläser (ausgekocht) mit Deckeln zum Abfüllen

Kaltauszug: Schritt für Schritt Anleitung

  1. Reinige die Pflanzenblüten bzw. Pflanzenbestandteile schonend und entferne unschöne Stellen und Stiele.
  2. Zerkleinere die Pflanzenbestandteile mit einem Messer. So können die Inhaltsstoffe noch besser ans Öl abgegeben werden.
  3. Gib die Pflanzenteile in ein großes Glas oder in einen sauberen Behälter.
  4. Fülle die Pflanzenteile im Behälter mit Öl auf, bis diese komplett vom Öl bedeckt sind.
  5. Stelle den Behälter mit den Pflanzenteilen und dem Öl an einen schattigen Ort.
  6. Das Mazerat bleibt etwa zwei Wochen stehen und wird in dieser Zeit gelegentlich umgerührt.
  7. Nach etwa zwei Wochen kann das Mazerat durch das Leinentuch abgeseiht werden.
  8. Wurde das Mazerat abgeseiht, kommt es in die vorbereiteten und sauberen Schraubgläser.
  9. Das Mazerat sollte kühl und lichtgeschützt aufbewahrt werden. So kann es bis zu einem Jahr haltbar bleiben und seine Wirkung behalten.
  10. Innerhalb eines Jahres sollte das Mazerat genutzt bzw. weiterverarbeitet werden (Salbe, Cremes).

So funktioniert der Warmauszug

Dauer der Herstellung: Ca. zwei Stunden

VorteileNachteile
Kann schnell realisiert werdenZusätzliche Energie für das Erhitzen des Öls notwendig
Weniger schonendes Verfahren
Bei zu hoher Erhitzung können Inhaltsstoffe an Wirkung verlieren

Warmauszug: Das brauchst du

  • Pflanzenblüten oder andere Pflanzenbestandteile, aus denen der Warmauszug gewonnen werden soll
  • Nicht raffiniertes (kaltgepresstes / natives) Pflanzenöl wie z.B. Olivenöl (AMZ-Link)
  • Einen etwas größeren Topf
  • Einen etwas kleineren Topf
  • Wasser
  • Heizquelle oder Feuerstelle wie z.B. ein Lagerfeuer
  • Sauberes Leinentuch zum Abseihen des Warmauszugs
  • Sterilisierte kleine Gläser (ausgekocht) mit Deckeln zum Abfüllen

Warmauszug: Schritt für Schritt Anleitung

  1. Reinige die Pflanzenblüten bzw. Pflanzenbestandteile schonend und entferne unschöne Stellen und Stiele.
  2. Zerkleinere die Pflanzenbestandteile mit einem Messer. So können die Inhaltsstoffe noch besser ans Öl abgegeben werden.
  3. Fülle in den größeren Topf etwas Wasser und stelle den kleineren Topf hinein, so dass ein Wasserbad entsteht.
  4. Erhitze das Wasserbad auf einer Hitzequelle.
  5. Fülle Pflanzenöl in den kleineren Topf.
  6. Achte darauf, dass kein Wasser aus dem Wasserbad in den kleineren Topf mit dem Öl schwappen kann.
  7. Erhitze das Öl auf 40 bis max. 60 °C (besser weniger).
  8. Gib die Pflanzenblüten oder die anderen Pflanzenbestandteile in das Öl.
  9. Belasse die Pflanzenbestandteile für 30 Minuten bis zwei Stunden im heißen Öl.
  10. Seihe den Warmauszug durch das Leinentuch in einen Behälter ab.
  11. Gieße den Warmauszug in kleinere Deckelgläser und lasse sie bis zur vollständigen Abkühlung mit offenem Deckel stehen.
  12. Bewahre die Ölauszüge an einem lichtgeschützen und kühlen Ort auf. So gelagert können die Ölauszüge bis zu einem Jahr haltbar bleiben (ihre Wirkung behalten).

Der Warmauszug lässt sich zwar schneller realisieren als der Kaltauszug, jedoch ist er weniger schonend. Bereits ab Temperaturen von 30 °C können manche wertvollen Inhaltsstoffe verfliegen. Deshalb erhitze das Öl so wenig wie möglich. Mache es gerade so warm bzw. heiß, dass es für die Herstellung des Ölauszugs ausreicht. 40 °C können bereits ausreichend sein. Mehr als 60 °C sollte die Temperatur des Öls jedoch nicht erreichen.

Alternativen zu Ölauszügen

Alternative: Tierische Öle und Fette

Hochwertige Ölauszüge werden vor allem aus kaltgepressten und hochwertigen Pflanzenölen hergestellt. Hierfür können kaltgepresstes Olivenöl, Sonnenblumenöl, Jojoba-Öl oder Rapsöl verwendet werden.

Den Inhaltsstoffen der Pflanze ist es jedoch egal, ob sie durch pflanzliche oder durch tierische Öle oder Fette herausgelöst werden.

Hast du kein pflanzliches Öl zur Stelle, kannst du auch jedes tierische Öl oder Fett verwenden. Pflanzliche Inhaltsstoffe können durch Butter oder sogar durch Milch gelöst werden. Selbst mit ausgelassenem Schweinespeck lässt sich ein Ölauszug gewinnen.

Alternative: Alkoholauszüge

Nicht nur durch Öle und Fette können pflanzliche Inhaltsstoffe aus einer Pflanze herausgelöst und isoliert werden. Auch Alkohol eignet sich, um Pflanzenauszüge zu gewinnen. Die Anwendung von Alkoholauszügen ist jedoch nicht immer die gleiche wie bei Ölauszügen.

Ölauszüge werden nicht selten gewonnen, um sie weiterzuverarbeiten zu Hautcremes. Diese wiederum sollen heilende und entzündungshemmende Wirkungen einer Heilpflanze auf Verletzungen übertragen, um diese schneller auskurieren zu können.

Bestes Beispiel hierfür ist wieder die Ringelblumensalbe. Würde anstelle von Salbe ein Ringelblumen-Alkoholauszug auf die Haut aufgetragen, würde das bei offenen Wunden ziemlich schmerzen. Außerdem würde der Alkohol die Haut noch mehr austrocknen.

Ein bekanntes Anwendungsgebiet von Alkoholauszügen sind Heiltropfen. Hier werden in Alkohol gelöste und hochkonzentrierte Inhaltsstoffe einer Pflanze in Tropfenform verabreicht.

Wasserauszüge: Kaltwasserauszüge und Warmwasserauszüge

Auch mit Wasser können leichtflüchtige oder thermisch instabile Inhaltsstoffe aus pflanzlichen oder aus tierischen oder mineralischen Rohstoffen gelöst werden.

Auf diese Weise wird aus Brennnesseln Brennnesseljauche gewonnen.

Wasserauszüge funktionieren auch in umgekehrter Richtung. Hier sollen Inhaltsstoffe nicht gebunden sondern ausgespült werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Wässern von Eicheln, um die Gerbstoffe auszuspülen.

Bevor du Eicheln essen kannst, müssen die Gerbstoffe ausgespült werden. Das funktioniert durch Wässern am besten.

Welche Pflanzen eignen sich für Ölauszüge?

Für die Herstellung von Ölauszügen eignen sich besonders gut solche Pflanzen, die ätherische Öle enthalten. Aber auch aus allen anderen Heilpflanzen können Wirkstoffe durch Ölauszüge extrahiert und gesichert werden.

Geeignete Pflanzen und Heilpflanzen im Überblick:

  • Brennnessel (Samen und Blätter / Brennnesselöl)
  • Ringelblume (Blüten / Ringelblumenöl)
  • Löwenzahn (Blüten / Löwenzahnöl)
  • Lavendel (Blätter / Lavendelöl)
  • Rosmarin (Blätter / Rosmarinöl)
  • Thymian (Blätter / Thymianöl)
  • Rosen (Blätter / Rosenöl)
  • Beifuß (Blütenknospen / Beifußöl)
  • Zitronenmelisse (Blätter / Zitronenmelisseöl)
  • Arnika (Blüten / Arnikaöl)
  • Roter Pfeffer (Pfefferkörner / Pfefferöl)
  • Eukalyptus (Blätter / Eukalyptusöl)
  • Schafgarbe (Blüten und Blätter / Schafgarbeöl)
  • Ingwer (geschälte Wurzel / Ingweröl)
  • Johanniskraut (Blüten / Johanniskrautöl)
  • Kamille (Blüten / Kamillenöl)
  • Knoblauch (geschälte Knoblauchzehen / Knoblauchöl)
  • Kümmel (Samen / Kümmelöl)
  • Mistel (Blätter / Mistelöl)
  • Nelke (Blütenknospen / Nelkenöl)
  • Pfefferminze (Blätter / Pfefferminzöl)

Zusammenfassung

Pflanzliche Inhaltsstoffe haben die Angewohnheit, sich in Ölen und Fetten zu lösen. Außerdem sind sie im Öl besser gebunden als an der Oberfläche, wo besonders ätherische Öle schnell verfliegen.

Durch Ölauszüge können heilende Inhaltsstoffe bzw. Wirkstoffe von Heilpflanzen in Ölen in konzentrierter Form gesammelt werden.

Ölauszüge werden durch Kaltauszüge (Mazerate) oder Warmauszüge gewonnen. Das Mazerat ist die schonendere Variante eines Ölauszugs.

Warmauszüge oder auch Kaltauszüge können direkt verwendet werden (Heilöle, Gewürzöle, Duftöle, Badeöle) oder sie werden weiterverarbeitet zu Cremes und Salben (Pflanzensalben, Heilsalben).

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