In diesem Artikel geht es nicht um Urintherapie und um das Trinken von Urin gegen Halsschmerzen. (Es soll ja Menschen geben, die Urin als Wundermittel für alles Mögliche gebrauchen.)
Hier geht es um die Frage, ob du in Notsituationen und zum Zweck des Überlebens deinen eigenen Urin trinken kannst oder sogar trinken solltest.
Da es viele verwirrende Artikel rund um dieses Thema gibt, checken wir hier alle wichtigen Punkte der Reihe nach durch. Am Ende wirst du wissen, ob dein Urin dafür geeignet ist, ihn zumindest in Notsituationen deinem Körper wieder zuzuführen.
Inhaltsverzeichnis:
- Was ist Urin?
- Wie steril ist Urin?
- Inhaltsstoffe und Zusammensetzung
- Ist Urin trinken gesund oder schädlich?
- In der Wüste: Trinkwasser aus Urin aufbereiten
- Fragen und Antworten
- Zusammenfassung
Was ist Urin?
Urin ist ein Abbauprodukt des menschlichen Körpers. Die Ausscheidung des Urins dient der Beseitigung von Stoffwechselabbauprodukten und der Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts.
Über den Urin werden Stoffe ausgeschieden, die der Körper loswerden will. Hierzu gehört der Harnstoff, weshalb Urin auch als Harn bezeichnet wird.
Man kann den Urin somit auch als das Abwasser des menschlichen Körpers benennen. Die Kläranlage zur Abwasserreinigung sind die Nieren. Diese filtern Gifte, Fremdsubstanzen und Abfallprodukte aus dem Blut und spülen diese unerwünschten Stoffe mit reichlich Flüssigkeit aus dem Organismus.
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Wie steril ist Urin?
Es ist kein Mythos, wenn von manchen behauptet wird, dass frisch aus dem Körper kommender Urin zur Desinfektion genutzt wurde. In den beiden Weltkriegen und wahrscheinlich schon früher wurden Wunden mit Urin desinfiziert.
In Überlebenssituationen und bei fehlender Wasserversorgung kann Urin im Vergleich zu Schmutzwasser als Desinfektionsmittel bei der Wundbehandlung tatsächlich ungefährlicher sein. Absolut steril ist der Harnstoff jedoch nicht.
Bereits in der Blase ist der Urin nicht keimfrei. Die untere Harnröhre ist nicht steril und kommt der bereits aus der Blase durch Bakterien vorbelastete Urin hier durch, so reichert er sich mit weiteren Keimen an.
Beim Austritt des Urins frisch aus dem menschlichen Körper kann dieser bis zu 10.000 Keime pro Milliliter enthalten.
Ist Urin so keimfrei, dass man ihn trinken kann?
Bist du am Verdursten, es stehen nur verunreinigte Wasserquellen zur Verfügung, du hast keinen Outdoor-Wasserfilter und auch keine Möglichkeit zum Wasser abkochen, dann kann dein Urin die sterilere Alternative darstellen.
Immerhin kommen die im Urin enthaltenen Bakterien sowieso aus deinem eigenen Körper. Durch das Trinken des frisch ausgeschiedenen Urins würdest du also nur die gleichen Keime wieder in den Körper bringen, die bereits dort vorhanden sind.
Inhaltsstoffe und Zusammensetzung
Nachdem die Nieren ihre Arbeit verrichtet haben, bleibt der Endharn übrig. Dieser besteht zu ungefähr 95 % aus Wasser, worin die verbleibenden 5 % in Form verschiedener Substanzen gelöst sind, wie:
- Harnstoff: Vom gesunden Menschen werden täglich etwa 25 g Harnstoff ausgeschieden.
- Harnsäure: Tägliche Ausscheidung beträgt bis zu 1 g.
- Mineralsalze (Elektrolyte) wie Natrium, Chlorid (Kochsalz Natriumchlorid, NaCi) und Kalium.
- Kreatinin, ein Stoffwechselprodukt des Kreatins aus den Muskeln.
Sind all diese Inhaltsstoffe schädlich?
Harnstoff wurde und wird zum Gerben von Fellen genutzt. Jedoch wollen wir ihn nicht im Körper. Kreatin brauchen wir zum Muskelaufbau, aber nicht das Stoffwechselprodukt Kreatinin. Auch auf die Harnsäure können wir verzichten.
Auf was wir jedoch keinesfalls verzichten können, das sind die Elektrolyte Natrium, Chlorid und Kalium, die ebenfalls mit dem Harnstoff aus dem Körper gespült werden.
Im normalen Alltag und bei ausgewogener Ernährung mit einer ebenfalls ausgewogenen Trinkwasserversorgung besteht in der Ausscheidung von Elektrolyten keine Gefahr. Sind wir jedoch starker Anstrengung ausgesetzt, trinken sehr viel Wasser und spülen somit kontinuierlich Mineralsalze aus dem Organismus, dann kann das lebensbedrohliche Folgen haben.
Kalium gehört gemeinsam mit Natrium und Chlorid zu den lebenswichtigsten Elektrolyten des Körpers.
Ist Urin trinken gesund oder schädlich?
Dass ein Verlust durch Ausspülung von Mineralsalzen durch übermäßige Wasseraufnahme gefährlich werden kann, mussten bereits einige Amateur-Marathonläufer erfahren. Während Profis von ihren Teamärzten Mineralsalzpräparate bekommen, vergessen manche Amateure die Wichtigkeit von Elektrolyten.
Durch vieles Trinken werden durch den Urin Elektrolyte aus dem Körper gespült, Läufer werden ohnmächtig und schwere Fälle erleiden sogar Gedächtnisverlust.
Kann man Urin trotz seiner Inhaltsstoffe trinken?
Viele im Urin enthaltene Stoffe sind Abfallprodukte, die wir dem Körper nicht wieder zuführen wollen. So wie Harnsäure, Harnstoff oder Kreatinin. Im Harn enthaltene Elektrolyte jedoch können dem Körper bedenkenlos erneut zugeführt werden.
Elektrolyte sind lebensnotwendig. Werden durch Urinieren zu viele davon aus dem Körper gespült, sind gesundheitliche Folgen nicht ausgeschlossen. Im Falle einer nahenden Dehydration (Austrocknung) jedoch ist der Körper sowieso mit Salzen gesättigt.
Eine neuerliche Zuführung ausgeschiedener Salze würde den Austrocknungsprozess beschleunigen.
Wie ist die Wirkung?
Urin sollte auf keinen Fall getrunken werden, wenn die Urinfarbe zu dunkel erscheint. Nicht nur, dass der Harn dann zu stark mit Substanzen angereichert ist. Auch riecht er dann richtig übel und du würdest ihn selbst kurz vor dem Verdursten so nicht herunterbekommen.
Auf der anderen Seite stehst du nicht kurz vor dem Verdursten, wenn du noch ausreichend Urinieren kannst und die Urinfarbe hellgelb ist.
Bei stark verdünntem Urin ist die Wirkung auf den Körper unbedenklich, weil du ausreichend hydriert bist.
Da du bei einer dunklen Urinfarbe sowieso schon dehydriert bist, wäre das Trinken dieser stinkendenden Urinbrühe nicht nur ekelerregend sondern auch die Wirkung auf den Körper wäre fatal.
Enthaltene Schadstoffe und Salze würden den Prozess der Austrocknung nur beschleunigen.
Was du tun kannst:
Wenn du ahnst, dass du bald kein Trinkwasser mehr finden wirst, dann sammle deinen Urin rechtzeitig, um ihn später auf andere Weise aufzubereiten.
Beachte hierbei, dass Urin nicht gelagert werden kann, da er bereits nach kurzer Zeit in seine Bestandteile zerfällt und dann ungenießbar wird.
In der Wüste: Trinkwasser aus Urin aufbereiten
Angenommen du bist in der Wüste. Du weißt, dass du ohne Wasser nicht mehr lange überleben wirst. Dein Urin ist bereits stark konzentriert, hat eine dunkle Farbe und verbreitet einen stechenden Gestank nach Ammoniak.
Trotzdem wäre es schade, diese wenigen Tropfen zu verschwenden, indem du sie in den heißen Wüstensand pinkelst.
Die wenigen Urintropfen könnten die Tropfen sein, die dir am Ende das Leben retten. Auch wenn du nur einen Tag länger überlebst, so hast du 24 h mehr Chancen, um auf ein Wasserloch oder auf Hilfe zu stoßen.
Die Idee, die dunkle Urinausscheidung zu trinken, ist nicht nur widerlich. Sie ist auch nicht wirklich hilfreich, denn da du schon dehydriert bist, würde die Aufnahme dieser Salzbrühe deine Austrocknung nur beschleunigen.
Urin aufbereiten durch Destillation über Feuer
Um nur die Flüssigkeit aus deinem Urin zu gewinnen, musst du ihn destillieren. Für die Destillation brauchst du Hitze, irgendeine Flüssigkeit und ein Gefäß.
Die einfachste Form der Destillation funktioniert mithilfe eines Topfes, der über einer Feuerstelle platziert wird. Um den Wasserdampf aus der kochenden Brühe im Topf aufzufangen, benötigst du keine umständliche Destillationskonstruktion.
Lege einfach einen Lappen über den Topf und wringe ihn ab und zu aus. Das so gewonnene Wasser ist Destillat und von Schadstoffen befreit. Es kann jedoch immer noch nach Urin schmecken.
Bedenke auch, dass das gewonnene Destillat frei von Mineralien ist. Trinkst du viel davon, zieht es Mineralien in deinem Körper an, um sie im aufgenommenen Destillat zu binden. Das kannst du vermeiden, indem du wieder ein paar Tropfen Urin zum Destillat gibst, so dass es sich mit Elektrolyten anreichern kann.
Urin aufbereiten in Solardestille
Für den Bau einer Solardestille benötigst du Sonne, durchsichtige Folie, ein Loch im Boden, feuchtes Material und ein Auffanggefäß. Das größte Problem hierbei ist die Folie. Denn Sonne solltest du in der Wüste ja genug haben.
Wichtig: Damit eine Solardestille funktioniert, muss die Folie absolut durchsichtig und auch dicht sein, so wie z.B. diese Folie (AMZ Link). Irgendein Plastebeutel vom Supermarkt funktioniert hier nicht.
Wenn du jedoch weißt, dass du in eine wasserarme Gegend kommst, dann besorge robuste und durchsichtige Folie im Voraus. Diese lässt sich einfach zur anderen Ausrüstung packen. Und im Notfall rettet sie dich vielleicht vor dem Verdursten, weil du deinen Urin damit destillieren kannst.
Hast du nur noch wenige Tropfen Urin, es gibt keine Pflanzen weit und breit für die Solardestille und du bist sowieso schon erschöpft, dann spare dir das Graben des Lochs.
Sind jedoch Pflanzenteile in der Nähe, dann gib auch deinen Resturin mit dazu. So können einige Tropfen trinkbares Wasser mehr gewonnen werden, die dich letztlich vor dem Verdursten retten können.
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Fragen und Antworten
Zusammenfassung
Es gibt Menschen, die schwören darauf, dass ein tägliches Glas Morgenurin die Haut schöner macht und das Leben verlängert. Wohl gemerkt nur aus dem gesunden Mittelstrahl. Wissenschaftliche Belege für Heilwirkungen gibt es nicht.
Jedoch beweisen regelmäßige Urintrinker allein durch ihr Überleben, dass bisher noch niemand daran gestorben ist. Im Gegenteil kann dir in einer Notsituation dein Urin das Leben retten. Beachte hierbei Farbe und Geruch des Urins, wenn du gezwungen sein solltest, ihn frisch aus dem Körper wieder dem Körper durch Trinken zuzuführen.
Hast du die Möglichkeit, dann sammle besser den Urin und bereite ihn durch Destillation auf. Auch wenn du auf diese Weise nur wenige Tropfen gewinnen solltest, können genau diese dir in einer tatsächlichen Notsituation vielleicht das Leben retten.
Weiterführende Lesetipps:
Im zweifelsfall ist es besser urin zu trinken, und die relativ hohe konzentration an „abfallstoffen“ in kauf zu nehmen, und stattdessen den flüssigkeitsverlust auszugleichen um zu überleben
So kann es aussehen, immer mit Blick auf die angesprochene Urinfarbe. In einer Überlebenssituation wirst du deinem Instinkt folgen. Gut, wenn du dann ein gewisses Grundwissen besitzt, auf dem basierend du die richtigen Entscheidungen triffst, die dein Überleben verlängern können.