In diesem Artikel erfährst du, wie du Holzfilterkerzen bauen kannst, die Wasser ähnlich gut filtern können wie moderne Hohlfaserfilter. Bei der Herstellung gibt es einiges zu beachten.
Du benötigst passendes Holz, das du in die richtigen Abmessungen schnitzen musst. Denn nur so kann auch eine Durchlaufleistung erzielt werden, die dir trinkbares Wasser in absehbarer Zeit liefert.
Inhaltsverzeichnis:
- Wofür können Holzfilterkerzen nützlich sein?
- Was sind Holzfilterkerzen?
- Wasserfilter mit Holzfilterkerze bauen
- Fazit
Wofür können Holzfilterkerzen nützlich sein?
Das selber Herstellen von Wasserfiltern (wie auch Kerzenfilter aus Naturhölzern) gehört zu den Survival Basics. In Extremsituationen kann dir dieses Wissen das Leben retten oder wenigstens dabei helfen, Durststrecken zu vermeiden.
Was sind Holzfilterkerzen?
Filterkerzen kommen in unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz und werden nicht nur zum Filtern von Wasser verwendet. Bei Druckluftanlagen sind Filterkerzen Luftfilter, die Schmutzpartikel, Ölteilchen und sogar Gerüche aus der Luft entfernen können.
Im Bezug auf die Filterung von Wasser kommen häufig Filterkerzen zum Einsatz, die als Sedimentfilter größere Partikel im sichtbaren Bereich zwischen 100 – 40 μm herausfiltern (zum Vergleich: ein menschliches Haar hat etwa 100 μm), um nachgeschaltete Membranfilter oder Kohlefilter zu schonen.
Um Grobfilter, Luftfilter oder maschinell hergestellte Filter soll es in diesem Artikel nicht gehen. Hier geht es um Filterkerzen, die für die Wasseraufbereitung im Survival genutzt werden und somit natürlich um solche, die du selbst herstellen kannst.
Das brauchst du für die Herstellung
Für die Herstellung von Holzfilterkerzen benötigst du natürlich Holz. Säge oder schneide etwa 1 cm dicke oder dickere Holzstücken aus Ästen nicht giftiger Bäume. Diese Holzstücken musst du nun noch schälen.
Außerdem benötigst du wasserdichte Beutel und Schnur.
Benötigte Materialien im Überblick:
- Wasserdichter Plastebeutel
- Schnur, Strick
- Holz für Holzkerzen
Bilderklärung:
Filterkerzen aus verschiedenen Hölzern von rechts nach links: Kiefernholz, Olivenholz, Eucalyptusholz, Pappelholz (große Holzscheibe auf dem Beutel)
Nützliche Werkzeuge im Überblick:
- Kleine Handsäge
- Messer
Als Werkzeuge für die Herstellung sind eine kleine Handsäge und ein Survivalmesser (zum Schnitzen) nützlich.
Wasserfilter mit Holzfilterkerze bauen
Mithilfe der folgenden Aufbauanleitung baust du einen Gravitationsfilter. Das heißt, dass der Filter aufgehängt wird, so dass Wasser aufgrund seines Eigengewichts durch den Kerzenfilter gedrückt wird.
Je mehr Wasser du in den Beutel füllst, desto höher wird der Druck und auch die Durchlaufgeschwindigkeit. Für meine eigenen Gravitationsfilter nutzte ich immer 1,5 Liter Wasser.
#1 Das richtige Holz in Bezug auf die Porengröße
Für den Bau einer Holzfilterkerze eignen sich prinzipiell alle Hölzer, die unbehandelt und nicht giftig sind. Nutze also auf keinen Fall Eibenholz oder andere giftige Hölzer.
Beachte die Porengrößen des Holzes:
- Ungefähre Porengrößen bei Laubbäumen: um die 5 bis 10 μm
- Ungefähre Porengrößen bei Nadelbäumen: bis 0,2 μm
Zum Vergleich: Der Outdoor Wasserfilter Sawyer Mini hat eine Porengröße von 0,1 μm.
Kiefernholz eignet sich sehr gut für die Herstellung von Holzfilterkerzen. Dieses weist eine sehr geringe Porengröße auf und kann daher besonders effektiv unerwünschte Teilchen aus dem Wasser zurückhalten.
Beachte jedoch: Je geringer die Porengröße ist, desto langsamer ist auch der Durchfluss.
#2 Das richtige Holz in Bezug auf die Durchflussgeschwindigkeit
Ich habe Filterkerzen aus verschiedenen Hölzern hergestellt und getestet.
Hier mein Testergebnis (in Bezug auf die Durchflussgeschwindigkeit):
- Kiefernholz: extrem langsam
- Olivenholz: etwas schneller
- Eucalyptusholz: schneller als Kiefernholz und Olivenholz
- Pappelholz: hier war der Durchfluss am schnellsten
#3 Optimale Abmessungen der Filterkerzen
Zu Testzwecken schnitzte ich Filterkerzen unterschiedlicher Hölzer in verschiedenen Abmessungen. Je länger die Kerzen waren, desto länger dauerte auch der Durchfluss (oder funktionierte überhaupt nicht mehr).
Am höchsten war die Durchlaufleistung bei einer sehr breiten Filterkerze aus Pappelholz. Diese fertigte ich etwa 1 cm dick und 5 cm breit. Der Durchfluss war hier so schnell, dass ich zusehen konnte, wie sich die Tasse darunter füllt.
Bei so einer schnellen Durchlaufleistung darf natürlich keine allzu hohe Filterleistung erwartet werden. Denn je schneller das Wasser durch das Holz fließt, desto schlechter kann es gefiltert werden.
Am langsamsten wurde gefiltert, wenn die Filterkerzen sehr lang waren.
#4 Was du unbedingt beachten solltest
Auf den ersten Blick scheint die Herstellung sehr einfach. Jedoch hat sich in der Praxis gezeigt, dass es nicht so leicht ist, einen absolut wasserdichten Foliebeutel zu beschaffen. Für meine eigenen Testzwecke musste ich diesen extra besorgen.
Im Müll und in der Umwelt lassen sich zwar leider sehr viele Plastebeutel finden. Jedoch sind nur die wenigsten absolut wasserdicht.
Hast du einen wasserdichten Plastebeutel gefunden, dann muss am Boden ein Loch eingeschnitten werden, in dem du deinen Holzkerzenfilter wasserdicht einbauen kannst. Auch dieses Unterfangen ist vor allem bei sehr kurzen Filterkerzen nicht immer einfach.
Du solltest jedoch größten Wert darauf legen, dass die Holzfilterkerze wasserdicht eingebaut wird. Denn der geringste Tropfen Schmutzwasser (der an der Filterkerze vorbei in dein Gefäß fließt) kann einen ganzen Liter gefiltertes Wasser verseuchen.
Fazit
Auf recht einfache Weise ist es möglich, aus Naturholz einen Kerzenfilter zu bauen, der ähnlich gute Resultate erzielen kann, wie ein gekaufter Hohlfaserfilter.
Neben geeignetem Holz solltest du die Abmessungen beachten. Bei sehr langen Filterkerzen benötigt das Wasser auch länger, bis es sich den Weg durch die Holzfasern gebahnt hat. Ideale Abmessungen können bei etwa 1 cm Dicke und 1 bis 2 cm Länge liegen.
Verwendest du einen dünnen und tellerartigen Holzkerzenfilter, dann ist der Durchlauf am schnellsten.
Ideale Hölzer für die Herstellung sind Pappel, Kiefer und alle nicht giftigen Laubbäume und Nadelbäume.
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Weiterführende Artikel:
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Hast du schon einmal einen Holzkerzenfilter selber gebaut? Wie waren deine Erfahrungen? Hinterlasse gerne einen Kommentar.