Was tun bei Gewitter im Gebirge? Todsicheres Verhalten!

Extremes Gewitter in den Bergen

Was tun bei Gewitter in den Bergen?

Dieses todsichere Verhalten bei Gewitter in den Bergen kann dein Leben retten.

Allein in Deutschland werden über 100 Menschen jährlich vom Blitz getroffen. Vier dieser Menschen überleben den Blitzschlag nicht.

Im Gebirge bist du bei Gewittern Blitzen so nah wie nirgendwo anders.

Ich spreche aus Erfahrung. Denn ich erlebte das schlimmste Gewitter, das man sich vorstellen kann, aus nächster Nähe. Und zwar mitten im Gebirge in einer Felshöhle unter einem Gipfel auf 1500 m.

Wenn du öfter in den Bergen bist, lies diesen Ratgeber. Der Inhalt kann dein Leben retten.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Wie gefährlich ist ein Gewitter in den Bergen?
  2. Welche Arten von Gewitter gibt es?
  3. Gewitter im Gebirge früh erkennen
  4. Gewitterdistanzen berechnen mit der 3-Sekunden-Regel
  5. FAQ
  6. Fazit

Wie gefährlich ist ein Gewitter in den Bergen?

Ein Gewitter in den Bergen ist ungleich gefährlicher, als ein Gewitter im Tal.

Darum sind Gewitter im Gebirge für Menschen besonders gefährlich:

  • Du bist näher an den Gewitterwolken oder sogar auf gleicher Höhe (tiefe Wolken gibt es bereits auf 2000 bis 1000 Metern).
  • Blitze suchen sich gerne den einfachsten und nächsten Punkt, um einzuschlagen. Bist du mit ihnen auf hohen Bergen auf Augenhöhe, stellst du eine Einladung für sie dar, genau in deiner Nähe herunterzukommen.
  • Besonders in Gebirgen können schnell und unvorhersehbar Wetterumschwünge eintreten. Erst war es noch sonnig und heiter und im nächsten Moment ziehen Wolken auf und ein schweres Unwetter bricht herein.
  • Befindet sich beim Eintreten des Gewitters keine Schutzhütte mit Blitzableiter oder eine schützende Höhle in deiner Nähe, bist du dem Gewitter ziemlich schutzlos ausgeliefert.

Bis zu zwei Millionen Blitze schlagen jährlich auf deutschem Boden ein. Die Blitz­dichte liegt bei durchschnittlich 2,6 Blitzen pro Quadratkilometer.

Weltweit können 3000 Blitze gleichzeitig beobachtet werden.

Der längste jemals gemessene Blitz erstreckte sich über eine Distanz von weit über 700 km!

Ein einziger Blitz kann Stromstärken von bis zu 400.000 Ampere und Temperaturen von 30.000 Grad erreichen.

Von durchschnittlich 110 Menschen, die jährlich in Deutschland vom Blitz getroffen werden, erleiden 4 den Folgen des Stromschlags.

Viele von den Blitzopfern, die einen Blitzschlag überleben, haben mit Folgeschäden zu kämpfen.

Was passiert, wenn ich vom Blitz getroffen werde?

Zischt ein 30.000 Grad heißer Blitz durch deinen Körper, geht das nicht spurlos an dir vorüber.

Mögliche körperliche Verletzungen und Folgen nach Blitzschlägen*:

  • Verbrennungen an Eintritts- und Austrittsstellen des Blitzes
  • Riss des Trommelfells, der Trommelfelle
  • Schädigung am Gleichgewichtsorgan
  • Gehörschäden
  • Dauerhafte Herzschädigungen
  • Herzstillstand
  • Muskel- und Nervenschäden (Lähmungen)
  • Erhöhter Blutdruck
  • Hirnschäden
  • Koma

*Quelle: quarks.de

Welche Arten von Gewitter gibt es?

Obwohl es sehr viele Varianten von Gewittern gibt, wird grob zwischen drei Gewitterarten unterschieden. Hierzu zählen Frontgewitter, Luftmassengewitter und Orografisches Gewitter.

Was ist ein Frontgewitter?

Frontgewitter sind mit dem Durchzug einer Wetterfront verbunden.

Eine Wetterfront entsteht immer dann, wenn zwei unterschiedlich temperierte Luftmassen aufeinandertreffen. Dort wo die Grenze zwischen den Luftmassen verläuft, entwickeln sich oft Wolken und Niederschlag, wobei auch Gewitter entstehen können.

Besonders häufig treten Frontgewitter entlang von Kaltfronten auf. Hier verdrängt kalte Luft eine warme Luftmasse. Dadurch wird die warme Luft gezwungen, nach oben zu steigen. Das wiederum trägt zur Bildung von großen Cumuluswolken bei, in denen Gewitter entstehen können.

Frontgewitter gehen meist mit starkem Regen, Blitz und Donner einher, manchmal auch mit heftigen Winden und Hagel.

Das solltest du in Bezug auf Frontgewitter beachten:

  • Schnelle Wetterverschlechterung möglich.
  • Einschränkung der Sicht durch dichte Wolken und allgemeine Verdunklung des Himmels.
  • Bei Herannahen eines Frontgewitters solltest du umgehend nach Schutz suchen (Biwakschachtel mit Blitzableiter, Auto, Höhle).
  • Halte dich vor, während und nach dem Frontgewitter über die Wetterlage informiert (Wetterdienste oder im Notfall durch Beobachtung.)

Was ist ein Luftmassengewitter?

Luftmassengewitter hängen nicht direkt mit einer Wolkenfront zusammen, stattdessen bilden sie sich in einer Luftmasse.

Ein Luftmassengewitter kann immer dann entstehen, wenn eine Luftmasse in sich selbst instabil wird. Als mögliche Folge dieser Instabilität können aufsteigende Luft, Wolken und Gewitter entstehen.

Vorraussetzungen für Luftmassengewitter sind warme und feuchte Umgebungen in denen genügend Energie vorhanden ist, um die Luftmasse zu destabilisieren.

Durch Sonneneinstrahlung wird die Erdoberfläche erwärmt, was zur Folge hat, dass sich auch die Luft darüber erhitzt.

Warme Luft steigt nach oben, wo sie abkühlt und zu Feuchtigkeit kondensiert. Aus dieser Luftfeuchtigkeit entstehen dann Wolken.

Ist die aufsteigende Luft stark genug und ist ausreichend Feuchtigkeit vorhanden, können sich Gewitter entwickeln.

Auffälliges Erkennungsmerkmal eines aufziehenden Luftmassengewitters sind Cumulonimbus-Wolken (Haufenwolken, Ambosswolken).

Das solltest du in Bezug auf Luftmassengewitter beachten:

  • Luftmassengewitter hängen nicht mit dem Durchzug einer Wetterfront zusammen (Frontgewitter), sondern entstehen innerhalb der vorhandenen Luftmassen.
  • Vorhersagen sind bei Luftmassengewittern schwierig und sie können vor allem im Gebirge schnell und überraschend eintreten.
  • Besonders häufig kommen Luftmassengewitter in den warmen Jahreszeiten und in Regionen mit instabilen atmosphärischen Bedingungen vor (Gebirge).

Was ist ein Orografisches Gewitter?

Orografische Gewitter entstehen, wenn eine Luftmasse gezwungen wird, geografische Hindernisse wie z.Bsp. hohe Berge zu überqueren. Die erzwungene Aufwärtsbewegung der Luft kann zur Bildung von Gewitterwolken und Gewittern führen.

Warme und feuchte Luft muss sich in bergigen Regionen den topografischen Gegebenheiten anpassen. Beim Aufstieg kühlt sie an höheren Punkten ab, es kondensiert die Feuchtigkeit und Wolken bilden sich.

Orografisches Gewitter im Gebirge mit Gewitterwolken und Blitz
Inmitten eines Orografischen Gewitters im Gebirge.

Hat sich die Atmosphäre ausreichend mit Feuchtigkeit gesättigt, können die atmosphärischen Bedingungen instabiler werden und Gewitter entwickeln sich.

Das solltest du in Bezug auf orografische Gewitter beachten:

  • Die Gefahr von Orografischen Gewittern ist vor allem in bergigem Gelände gegeben.
  • Beobachtest du feuchte Luftmassen, die sich auf einer Seite des Berges als Wolken weiter bewegen, kann das ein Anzeichen für ein baldiges Gewitter sein.
  • Die erzwungene Aufwärtsbewegung der Luftmassen kann die Gewitteraktivität verstärken, weshalb Orografische Gewitter oft besonders heftig sind.
  • Orografische Gewitter sind häufig mit vielen aufeinander folgenden Blitzen, Donner und Starkregen verbunden. Auch können starker Wind und Hagel auftreten.

Gewitter im Gebirge früh erkennen

Um Gewitter zu meiden, solltest du sie so früh wie möglich erkennen oder sie wenigstens beobachten.

Gewitterwarnungen von Wetterdiensten ernst nehmen

Checke vor dem Aufbruch ins Gebirge verschiedene Wetterdienste. Hierfür eignen sich Apps, die du auf deinem Smartphone installieren kannst.

Einige Wetterdienste in der Übersicht:

Gewittererkennung an Gewitterwolken

Es gibt bestimmte Wolkenformen, die Gewitter ankündigen können.

Typische Gewitterwolken sind:

  • Cumulonimbus-Wolken (Haufenwolken, Ambosswolken): Cumulonimbus-Wolken oder Haufenwolken sind die bekanntesten Gewitterwolken. Du erkennst sie an der hohen vertikalen Ausdehnung und ihrer massiven Erscheinung.
  • Altocumulus Castellanus: Altocumulus Castellanus sind mittelhohe Wolken, die wie Türme oder Burgen aussehen können. Ihre Erscheinung ist wellenförmig, mit aufsteigenden Kuppen und eingebuchteten Tälern.
  • Mammatus-Wolken: Mammatus-Wolken sind Wolkenformationen mit kugelförmigen bis sackartigen Ausbuchtungen an der Unterseite. Oft hängen sie unterhalb von Cumulonimbus-Wolken und können mit ihnen zusammen auf ein bevorstehendes Gewitter hindeuten.
  • Arcus-Wolken: Bei Arcus-Wolken handelt es sich um langgezogene und walzenförmige Wolken. Diese können wie eine Wolkenmauer erscheinen. Bei den Arcus-Wolken wird zwischen zwei Unterarten unterschieden: Shelf Clouds und Roll Clouds. Shelf Clouds sind mit einer Gewitterzelle verbunden und haben eine markante horizontale Ausdehnung. Roll Clouds sind eigenständige Wolken, die sich wie eine Rolle über den Himmel bewegen.
Gewitterwolke, Cumulunimbus Wolke, Ambosswolke
Gewitterwolken (Cumulunimbus-Wolken) in Form eines Amboss werden auch Ambosswolken genannt.

Das solltest du beachten: Die aufgezählten Wolkenformationen können als Indikatoren für ein aufziehendes Gewitter dienen. Nicht immer jedoch kommt es bei diesen Wolken zu einem Gewitter. Trotzdem solltest du die Anzeichen ernst nehmen.

Gewitter Superzelle
Gewitter-Superzellen sind große und gefährliche Gewittergebilde, die bis zu 50 km Durchmesser erreichen können.

Gewitterdistanzen berechnen mit 3-Sekunden-Regel

Gewitter 3 Sekunden Regel
3 Sekunden Regel zum Berechnen der Entfernung eines Gewitters.

So funktioniert die 3 Sekunden Regel zur Berechnung der Entfernung eines Gewitters:

  1. Beginne nach dem Erkennen eines Blitzes mit Zählen.
  2. Bei 30 Sekunden zwischen Blitz und Donner ist das Gewitter etwa noch 10 km entfernt.
  3. Zählst du nach einem Blitz bis 3 bevor es donnert, ist das Gewitter über dir (ca. 1 km Entfernung).

Die 3-Sekunden-Regel zur Berechnung der Entfernung eines Gewitters basiert auf der Differenz zwischen Schallgeschwindigkeit und Lichtgeschwindigkeit.

Da der Schall länger benötigt als das Licht, dauert es auch länger bis er bei dir ankommt.

Als Faustregel gilt, dass ein Gewitter weiter als 18 km entfernt ist, wenn du nach einem Blitz bis zu einer Minute zählen kannst. Gefährlich wird es, wenn sich das Gewitter in nur noch 10 km (30 sek) Entfernung befindet und es sich auf dich zubewegt.

Auch Blitze aus einem 10 Kilometer entfernten Gewitter können bereits in deiner Nähe einschlagen.

FAQ

Was ist so gefährlich an Gewittern in den Bergen?

In den Bergen können aufgrund geografischer Sonderbedingungen Gewitter unvermittelt und besonders heftig auftreten.

Auch bist du im Gebirge näher an Gewitterfronten und Blitzen, wodurch du hier ungleich mehr gefährdet bist, einen Blitzschlag zu erleiden.

Was muss ich bei einem Gewitter im Gebirge als erstes tun?

Siehst du ein Gewitter aufziehen, solltest du sofortige Maßnahmen für deine Sicherheit einleiten. Wenn möglich, suche eine Biwakschachtel mit Blitzableiter oder eine andere Behausung.

Ist eine geräumige Höhle in deiner Nähe, suche dort nach Sicherheit. Bist du dem Gewitter auf freier Fläche ausgesetzt, hocke dich auf einen möglichst nicht leitenden Untergrund (Rucksack oder zusammengerolltes Seil) und halte hierbei die Beine zusammen.

Bin ich sicherer vor Blitzen im Wald oder unter einzelnen Bäumen?

Bei Gewitter solltest du niemals Schutz unter einzeln stehenden Bäumen suchen, da Blitze hier besonders gerne einschlagen. Etwas sicherer kann es in einem Waldstück sein, wo sehr viel Bäume stehen.

Suche dir jedoch auch hier einen Platz, der sich in einiger Entfernung zu den nächsten Bäumen befindet und wo du dich hinhocken kannst.

Wieso sollte ich bei Blitzen die Beine zusammenstellen?

Durch in der Nähe einschlagende Blitze können sich Kriechströme am Boden bis in deine Nähe ausbreiten.

Bei gespreizten Beinen besteht dann die Gefahr einer Schrittspannung. Deshalb solltest du bei Gewittern und Blitzen die Beine möglichst zusammen halten.

Zu welcher Jahreszeit treten Gewitter besonders häufig auf?

Besonders häufig treten Gewitter im Sommer auf. Im Herbst, im Winter und im Frühling hingegen sind Gewitter seltener.

Fazit

Im Gebirge sind Gewitter ungleich gefährlicher als bei dir zu Hause. Dass sie gerade in den Bergen unverhofft und besonders heftig auftreten können, macht die Lage nicht besser.

Deshalb informiere dich stets vor einer Bergtour über Wetterprognosen. Gerätst du trotzdem in ein Gewitter, behalte die Ruhe. Panik macht die Lage nur noch schlimmer.

Sobald sich ein heraufziehendes Gewitter bemerkbar macht, suche nach einem sicheren Platz und behalte das Gewitter im Auge.

Hast du schon einmal ein Gewitter im Gebirge durchgestanden? Wenn ja, hinterlasse einen Kommentar und teile deine Erfahrungen mit anderen Lesern.

Weiterlesen auf ousuca.com:

Bildnachweise:

  • Super Gewitterzelle: Pixabay / DerTobiSturmjagd
  • Ambosswolke: Pixabay / marcelkessler

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen