Erfahrungen zur Ausgangssperre: Was tun in Deutschland?

Ausgangssperre: Leere Straße

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Ausgangssperre ist eine behördliche Anordnung, die die Bewegung von Menschen außerhalb ihrer Häuser oder Wohnungen während bestimmter Stunden oder in bestimmten Gebieten verbietet.
  • Ausgangssperren werden in Notsituationen wie Pandemien, Naturkatastrophen oder während ziviler Unruhen verhängt, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten.
  • Verhängte Ausgangssperren können Bürger stark einschränken, da sie ihre Freiheit und sozialen Aktivitäten begrenzen.
  • Sie dienen dem Schutz der Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung.

Wie wir unmittelbar von der Ausgangssperre betroffen waren

Eine inoffizielle Ausgangseinschränkung als Appell an die Vernunft der Bürger bestand bereits seit einigen Tagen. Seit gestern dem 14. März 2020 ist nun offiziell eine Ausgangssperre über ganz Spanien verhängt. Ausgesprochen wurde sie vom amtierenden spanischen Ministerpräsident Pedro Sánchez.

Schilderung meiner Eindrücke am Tag nach der Ausgangssperre am 15. März 2020.

Warum wurde die Ausgangssperre für Spanien verhängt?

Bleibzuhause: Ärztin Stay at home
Carmen arbeitet im Hospital in Andalusien. Stay at home: Durch zuhause bleiben kann jeder einen Beitrag leisten, die Ansteckungsgefahr einzudämmen.

Die Ausgangssperre für Spanien wurde zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus COVID-19 verhängt.

Nach Italien gehört Spanien europaweit zu den Ländern, die zum Zeitpunkt der Verhängung der Ausgangssperre am meisten von den Auswirkungen des neuen Virus betroffen sind.

Der Coronavirus COVID-19 ist dreimal ansteckender als ein normaler Grippevirus. Auch die Mortalität liegt beim COVID-19 weitaus höher als bei einer normalen Grippe.

Die Mortalität beschreibt das Verhältnis der Zahl der Todesfälle zur Anzahl der statistisch berücksichtigten Personen.

In besonders schweren Fällen kann der Virus in einer Infektion der Lunge enden, was zu einer schweren Lungenentzündung führen kann. Betroffene Personen müssen dann über Beatmungsgeräte künstlich beatmet werden.

Wegen der extrem schnellen Ausbreitung des Virus aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr sind drastische Maßnahmen erforderlich, um eben diese Ausbreitung aufzuhalten.

Und aufgehalten werden muss sie, um für kommende schwere Krankheitsverläufe Kapazitäten in den Krankenhäusern bereithalten zu können.

Was bedeutet Ausgangssperre?

Gestern ist über ganz Spanien eine Ausgangssperre verhängt worden.

Jeder aus meinem Freundeskreis und Familienkreis hier in Spanien versteht die drastischen Maßnahmen seitens der Regierung.

Hier geht es nicht nur darum, sich selbst vor einer Ansteckung zu schützen. Vielmehr geht es darum, die Ausbreitung aufzuhalten, um vor allem die am stärksten betroffenen Menschen zu schützen. Und das sind ältere Menschen oder Menschen die bereits durch andere Vorerkrankungen ein geschwächtes Immunsystem haben.

Konkret bedeutet die Ausgangssperre, dass öffentliche Wege und Straßen nur genutzt werden dürfen für:

  • den Einkauf von Lebensmitteln, pharmazeutischen Mitteln und für den Alltag notwendige Produkte.
  • das Aufsuchen von Krankenhäusern, Krankenzentren (nur nach vorherigem telefonischen Terminerhalt).
  • den Weg zur Arbeit (empfohlen wird jedoch die Arbeit über digitale Wege).
  • die Pflege von pflegebedürftigen Menschen.
  • Aktivitäten, die unter den gegebenen Umständen gerechtfertigt erscheinen.

Zum letzten Punkt gehört auch das Gassi gehen mit dem Hund. Das Aufsuchen von Stränden und Parks ist nicht gestattet.

Alle Geschäfte, Restaurants und Pubs bleiben für die Zeit von 15 Tagen geschlossen. Diese Maßnahme der Ausgangssperre kann nach Ablauf des angegebenen Zeitrahmens verlängert werden.

Wegen Ausgangssperre gesperrter Strand in Spanien.
Auch Strände sind während der Ausgangssperre wegen dem Coronavirus gesperrt.

Was kann ich tun während einer Ausgangssperre in Deutschland?

Der Coronavirus breitet sich weiter aus und es wird wohl nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch in Deutschland oder in Teilgebieten Deutschlands Ausgangssperren verhängt werden.

Die Ausgangssperren sind notwendig, um die Ausbreitung des Virus unter Kontrolle zu bringen. Wenigstens muss die Kurve der Ausbreitung soweit nach unten gedrückt werden, um weniger schwere Krankheitsfälle behandeln zu müssen als Krankenbetten zur Verfügung stehen.

In diesen Zeiten ist nicht alleine der Staat gefragt. Jeder Einzelne muss seinen Beitrag leisten und kann hier Größe durch weitsichtiges und vorsichtiges Verhalten beweisen.

Sind Hamsterkäufe und Klopapier für die Zombieapokalypse notwendig?

Ich weiß, dass sich viele fremdschämen für ihre eigenen Landsleute bei Bildern leerer Kaufhausregale, ewig langer Schlangen vor Supermärkten und rücksichtsloser Zeitgenossen, die stapelweise Klopapier im Einkaufswagen vor sich her schieben.

Wie dämlich muss man eigentlich sein?

Es werden Großveranstaltungen und Restaurants geschlossen, um eine Ansteckung untereinander einzudämmen. Wie kann man sich dann mit hunderten weiteren Ignoranten durch überquellende Supermärkte pressen?

Auch vom Bundesamt wird empfohlen, immer einen gewissen Notvorrat für mindestens 10 bis 14 Tage zuhause zu haben.

Diesen Notvorrat kauft man aber nicht dann ein, wenn eine Quarantäne ausgesprochen wird. Vielmehr sollte jeder Bürger sowieso stets einen gewissen Vorrat auf Lager haben. Und hier muss auch nicht für Jahre im Voraus gehortet werden.

Ein Notvorrat für zwei Wochen reicht völlig!

Jeder der ein bisschen mitdenkt, kauft auch in Zeiten der Ausgangssperre nur die nötigsten Sachen ein, die immer mal wieder nachgekauft werden müssen. So wie z.B. Brot oder etwas Obst und Gemüse. Die meisten haltbaren Lebensmittel hat man ja sowieso zuhause. Und vor allem geht man nicht dann einkaufen, wenn auch alle anderen in den Supermarkt stürmen.

Vieles kann man auch online bestellen

Ich halte es hier mit den Italienern. Diese gehen während ihrer Ausgangssperre alle paar Tage mal Spagetti und Espresso-Kaffeepulver kaufen.

Man kann doch mit sehr wenig sehr zufrieden sein.

Was machen wir selbst während der Ausgangssperre?

Die wichtigsten Sachen haben wir natürlich sowieso zuhause. Alleine deshalb, weil wir diese Dinge sowieso IMMER zuhause haben. Und das unabhängig davon, ob gerade ein Coronavirus durch Europa schwirrt oder ob eine Ausgangssperre verhängt wird.

Zu den grundlegenden Dingen der Grundversorgung gehören:

  • Haltbare Lebensmittel und Lebensmittel für etwa 2 Wochen und 2 Personen (bei uns recht übersichtlich)
  • Notfallapotheke, Desinfektionsmittel, Medikamente
  • Wassersicherung durch Wasserfilter (aufgrund mäßiger Qualität des Trinkwassers aus dem Hahn nutzen wir einen Hauswasserfilter)
  • Hygieneartikel

Auch in Zeiten der Ausgangssperre darfst du einkaufen gehen. Supermärkte haben schließlich geöffnet. Warum also durchdrehen und Regale leerkaufen? Kaufe nur das ein, was du wirklich benötigst und denke auch and die anderen. Und vor allem gehe nicht dann einkaufen, wenn alle anderen einkaufen gehen.

Jeder ist wichtig: Das kann jeder Einzelne tun!

Das Verhalten jedes Einzelnen ist wichtig. In diesen Zeiten kann jeder dazu beitragen, die Dinge zum Positiven zu wenden.

Im ersten Schritt sollte sich vor allem jeder an die Regeln zur Ausgangssperre halten. Wird rausgegangen, dann werden nach dem Zurückkehren die Hände gewaschen. Auch unterwegs können die Hände zwischenzeitlich desinfiziert werden (falls irgendetwas berührt wurde).

Beim Bäcker, in der Apotheke oder im Supermarkt wird mindestens 2 Meter Abstand zum Nächsten gehalten.

Händeschütteln und Umarmungen werden vermieden

Wird eingekauft, dann werden ältere Personen aus dem Verwandtenkreis oder auch aus dem Bekanntenkreis gefragt, ob diese auch etwas benötigen. Ältere Menschen sollten am besten überhaupt zuhause bleiben.

Bei Verdacht auf Ansteckung ist der Kontakt mit anderen Menschen zu vermeiden. Wenn das nicht möglich ist, weil du der einzige bist, der deiner Großmutter das Essen bringen kann, dann ist Mundschutz zu tragen und Abstand zu wahren.

Auch wichtig: Gehe mit gutem Beispiel voran, behalte die Ruhe und Zuversicht und mache keine Hamsterkäufe!

Stadt Málaga während der Ausgangssperre aufgrund des Coronavirus
Ausgangssperre in Spanien zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus.

Sehr wichtig: Solidarität mit denen, die an erster Linie stehen

In Spanien gehen während der Ausgangssperre jeden Abend um 20:00 Uhr die Menschen auf ihre Balkons und an ihre Fenster und applaudieren den Medizinern, die im Kampf gegen den Coronavirus täglich an erster Front stehen. Die Spanier haben diese schöne „Tradition“ von den Italienern übernommen.

Denke auch an die Verkäufer in den Supermärkten. Sie arbeiten ungleich härter als vor dem Ausbruch des Coronavirus, bekommen aber weiterhin das gleiche Gehalt. Auch sie stehen täglich in erster Linie.

Ein paar Tage Stubenarrest sind also ein Fliegenschiss gegen das, was andere in diesen Zeiten leisten müssen.

Wie du dir zuhause die Zeit vertreiben kannst

Das machen wir:

  • Früh kurz mit dem Hund raus (in Zeiten der Ausgangssperre gehören Hundebesitzer zu den Gewinnern)
  • Gemütliches und ausgedehntes Frühstück
  • Von zuhause aus arbeiten
  • Etwas auf dem Crosstrainer austoben
  • Podcasts hören
  • Liegestütze
  • Lesen
  • Musik hören
  • Schreiben (wie diesen Artikel)
  • Die Zeit auf der Terrasse genießen
  • Zeit totschlagen mit allerlei Beschäftigungen wie Terrassenpflanzen pflegen, Abwasch erledigen, Sachen umherräumen
  • Mittagessen schon früh zubereiten
  • Gemütlich essen
  • Lesen, Radio und Podcasts hören
  • Nach dem Essen kurz mit dem Hund raus
  • Podcasts und Nachrichten hören
  • Nachmittagskaffee
  • Liegestütze
  • Abendessen
  • Lesen oder Streaming-Serien oder Filme (Netflix, HBO, Filminn, Amazon Prime, etc.)
  • In WhatsApp-Gruppen austauschen
  • Anrufen
  • Abends nochmal kurz mit dem Hund raus
  • Lesen
Crosstrainer Fitnesstraining, Immunsystem stärken
Wenn man schon draußen nichts machen kann, dann wenigstens zuhause ein paar Runden auf dem Crosstrainer drehen.

Einkaufen gehe ich tatsächlich nur sehr selten während der Ausgangssperre. Und wenn, dann gehe ich früh zeitig einmal in der Woche und nutze diesen Einkaufsgang, um auch ein paar Dinge für die Verwandtschaft mitzubringen.

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