Interview mit Reisebloggerin Jessie von Bunterwegs über Reisen und Nachhaltigkeit

Interview mit Jessie von Bunterwegs über Reisen und Nachhaltigkeit.

Die Bloggerin und Abenteurerin Jessie ist eine mutige Frau, von der viele Männer in Sachen Mut noch etwas lernen können. Allein wanderte sie bereits durch zahlreiche Länder wie Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, um nur einige zu nennen.

In ihrem Outdoor-Blog BUNTERwegs.com schreibt sie über ihre Erlebnisse und spricht auch Themen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit auf Reisen an.

Ich freue mich, euch ein spannendes Interview mit dieser interessanten Frau präsentieren zu dürfen.

Viel Spaß beim Lesen!


Interview mit Bloggerin Jessie von Bunterwegs über das Wandern alleine, Umweltschutz und Nachhaltigkeit unterwegs sowie neue Pläne

Mike: Wie und wann kamst du darauf, deine Fernwanderung zu planen und umzusetzen?

Jessie: Es war 2013, als ich in Istanbul darüber nachdachte, wo ich unbedingt gerne mal hin möchte: Dabei kam mir direkt Nepal in den Kopf.

Ich überlegte mir, wie ich nach Nepal kommen kann, ohne zu fliegen. Erst kamen mir Bus/Bahn und Trampen in den Kopf – dann Rad fahren – irgendwie sind mir die Varianten aber zu “normal” und Radfahren ist auch so gar nicht meins. Ich überlegte weiter, und irgendwie kam mir dann Wandern – also zu Fuß gehen in den Kopf.

Mike: Wo genau sollte es ursprünglich hingehen und wo bist du am Ende gelandet?

Jessie: Also es soll von Hamburg, Deutschland nach Kathmandu, Nepal gehen. Noch bin ich ja nicht fertig und mitten drin.

Unterwegs musste ich die Streckenplanung immer mal wieder anpassen und umändern. Bisher bin ich durch folgende Länder gekommen: Deutschland, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Georgien, (Armenien – hier bin ich nicht hingelaufen, aber habe einen Nebentrip von Georgien aus mit Bussen dorthin gemacht), Azerbaijan und Iran.

Mike: Wie weit bist du gekommen und warum hast du ausgesetzt?

Jessie: Ich bin bisher bis in den Iran gekommen, wo ich aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen musste – zudem kam noch etwas persönliches hinzu. Die gesundheitlichen Probleme endeten im Juni 2018 in einer OP und einem Virus. Diese werden nun auskuriert und ab November geht es dann vom Iran aus weiter!

Mike: Wandern ist ja sehr ökologisch: Wieso wolltest du gerade wandern und nicht z.B. mit dem Fahrrad fahren, was ja auch ökologisch ist?

Jessie: Ich mochte es schon immer, viele Sachen auch im Alltag zu Fuß zu machen. Zu Wandern. Draußen zu sein.

Rad fahren war nie so mein Favorit, daher zweifelte ich an, es über so eine lange Strecke durchhalten zu können. Zudem muss dann immer etwas repariert werden, oft gibt es die Teile nicht vor Ort und man ist dann gezwungen zu pausieren.

Wenn der Körper streikt, ist es nochmal etwas anderes, als wenn man wegen einem nicht funktionierenden Rad aussetzen muss.

Mike: Was machst du und wo lebst du momentan?

Jessie: So generell: Wandere ich durch die Welt. (Klingt komisch, ist aber so.)

Beruflich: Bin ich selbstständig als Kommunikationsdesignerin und Bloggerin bei BUNTERwegs.com. (Weswegen ich es mir leisten kann, durch die Welt zu wandern.)

Aus gesundheitlichen Gründen habe ich derzeit wieder einen Wohnsitz in Deutschland. Normalerweise habe ich aber keinen festen Wohnsitz und bin (sozusagen) Nomadin im wahrsten Sinne des Wortes.

Mike: Denkst du, dass du die Fernwanderung irgendwann weiterführen wirst? Wenn ja, ungefährer Zeitpunkt…

Jessie: Aber mit Sicherheit! Geplant ist es Anfang November zurück in den Iran zu gelangen und dann dort einzusteigen, wo ich aufgehört habe (kurz vor Tehran).

Mike: Falls du weiterwandern wirst, möchtest du dann alleine gehen oder in Begleitung?

Jessie: Ich bin die ganze Strecke bisher alleine gewandert, nur circa 1 ½ Monate (von Baku, Azerbaijan bis Tehran, Iran) hatte ich eine Begleitung.

Sollte sich auf dem Weg jemand finden, der mitwandern möchte: Für einen gewissen Zeitraum gerne. Grundsätzlich möchte ich diese Wanderung aber alleine bestreiten.

Mike: Was tust du persönlich für Umwelt- und Klimaschutz? Außer wandern…

Jessie: Ich versuche so wenig Müll zu produzieren, wie möglich (Thema Zero Waste). Erledige die meisten meiner Wege im (normalen) Alltag zu Fuß oder mit dem Rad.

Ich achte beim Einkauf darauf, am Ende so wenig Müll wie möglich zu produzieren, nehme immer einen Rucksack für meine Einkäufe mit.

Für meine Wanderung suche ich noch nach einem geeigneten Weg, leichtes Gepäck und Müllreduzierung unterwegs zu kombinieren.

Auf einer Fernwanderung kann ich z.B. keine Gläser mitschleppen, um mir darin etwas abfüllen zu lassen. Oder X-belieblige Behälter aus Stoff oder Baumwolle, um meine Sachen zu sortieren. (Wer Tipps und Tricks hat,  immer her damit.)

“Leider” liebe ich es zu reisen, versuche dennoch so wenig wie möglich zu fliegen.

Mike: Wie möchtest du andere für Umwelt- und Klimaschutz inspirieren?

Jessie: Ich mache einfach mein Ding im Alltag, egal mit wem ich unterwegs bin. Versuche Leuten, mit denen ich täglich unterwegs bin zu zeigen, dass es auch anders geht. (Ohne es ihnen aufzuzwingen, oder sie zu belehren. Wenn ich gefragt werde, erkläre ich warum.)

Zudem versuche ich meine Eindrücke und Erkenntnisse zu teilen und Tipps zu geben, die jeder im (stressigen) Alltag (nach und nach) umsetzen kann. (Meiner Meinung nach mache ich das noch viel zu wenig.)

Mike: Was tust du angesichts der Umweltsünden großer Unternehmen?

Manchmal fühlt man sich ohnmächtig angesichts der Umweltsünden großer Unternehmen. Ich z.B. meide einige Supermärkte die zu viel Gemüse und Obst in Kunststoff eingepackt verkaufen und vermeide es generell, so etwas überhaupt zu konsumieren.

Ich meine, angesichts der Müllmengen in den Meeren und in der Umwelt überhaupt müsste der Staat hier vielmehr eingreifen und sogar Verbote für unsinnige Kunststoffverpackungen aussprechen.

Was ist deine Meinung hierzu? Was stört dich besonders (Dinge, die dir auch beim Fernwandern regelmäßig aufgefallen sind.) Hast du eine Idee, wie man selbst bei solchen Umweltsünden als kleiner Konsument etwas dazu beitragen kann, eben diese Sünden aus der Welt zu räumen?

Jessie: Ich weiß genau was du meinst, und schüttel oft den Kopf darüber, wie wir unnötig Müll produzieren (Z.B. durch Verpackungen).

Etwas was mir unterwegs besonders aufgefallen ist: Die Plastiktütenverschwendung. Z.B. in der Türkei: Wenn du etwas kaufst, hast du gefühlt gleich 5 Plastiktüten drumherum. Im Iran ebenso. Wenn du dann ablehnst, oder die Sachen einfach wieder aus der Tüte heraus nimmst, wirst du fragend angeschaut.

In Azerbaijan musste ich aus gesundheitlichen Gründen etwas länger an einem Ort bleiben und der Kassierer im Supermarkt wusste schon Bescheid: Jedes Mal wenn wir in den Supermarkt gingen, und später an der Kasse die Sachen herausgenommen haben, musste er lachen.

Jeder kann etwas dazu beitragen: Keine Plastiktüten benutzen. Nehmt stattdessen Baumwolltaschen oder einen Rucksack mit zum Einkaufen; sagt Nein zum Strohhalm; denkt beim Kauf von Obst nach, ob ihr es wirklich in eine Plastiktüte stecken müsst – richtig unsinnig bei Obstsorten wie z.B. Bananen, Kiwis, Mangos, … ; … .

Auch wenn man immer denkt: Was kann ich allein schon dazu beitragen? Wenn aber 8 Millionen so denken, macht es sich schon bemerkbar.

Es wird derzeit ja regelrecht zum Trend, umweltbewusst zu leben und besonders Plastikmüll zu reduzieren oder gar zu vermeiden.

Aber genau das zwingt Unternehmen dazu umzudenken, und das ist es, was am Ende zählt und wozu jeder einzelne beigetragen hat.

Mike: Hast du weitere Projekte im Kopf oder in Planung, außer der (vielleicht) Weiterführung deiner Fernwanderung und deines Blogs?

Jessie: Ich habe sooo viele Projekte in meinem Kopf, die ich die nächsten Jahre gerne umsetzen möchte (wenn mich dabei jemand unterstützen möchte / Planung, Ausrüstung, Kooperation, .. . Egal welche Form der Unterstützung, alles ist gern gesehen):

Da wäre eine Kajakwanderung um Skandinavien; 1 Jahr in Svalbard wohnen und arbeiten; Rundreise durch Peru, Chile und Bolivien; Island & Sibirien entdecken; mit einem alten Van durch die ‘Stan-Länder reisen; … .

Ein Buch über meine Wanderung schreiben. (Es fragen einfach so viele danach.)

Mike: Danke für das Interview…

Jessie: Gerne. Danke dir für die Möglichkeit!

Kurz-Bio zu Jessie

Am liebsten ist Jessie zu Fuß unterwegs – Wandern & Trekking – aber auch Snowboarden, Klettern oder Stand Up Paddeln gehören zu ihren Lieblingsaktivitäten.

Auf BUNTERwegs.com, dem Outdoor & Abenteuer Reise Blog (für Frauen) schreibt sie über Outdoor, Abenteuer Reisen und Microadventures.

Dazu gibt es eine Portion Mut, um die Angst zu überwinden.

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